Beschlussentwurf:
Der Stadtrat der Stadt Koblenz möge beschließen:
- Der Beschluss des Forstausschusses vom 02.11.2022 zur Einführung einer zusätzlichen Naturland-Zertifizierung für den Stadtwald Koblenz wird aufgehoben.
- Der Forstbetrieb Koblenz soll zukünftig der FSC-Gruppenzertifizierung unterliegen.
- Die Verwaltung wird beauftragt, alle notwendigen Maßnahmen zur Umsetzung dieses Beschlusses zu ergreifen und den Stadtrat über die Fortschritte zu informieren.
Begründung:
In der Stadtratssitzung vom 21.07.2022 stellte die Fraktion der CDU einen Antrag zur Gruppen-Zertifizierung des Koblenzer Stadtwaldes nach FSC-Standard (TOP18). In einem Änderungsantrag forderte die Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN eine zusätzliche Zertifizierung nach dem Naturland-Standard, für den die FSC-Zertifizierung Voraussetzung ist.
Der Stadtrat verwies den Antrag sowie den Änderungsantrag der Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN zur weiteren Beratung und Beschlussfassung in den Forstausschuss.
In der Forstausschusssitzung vom 02.11.2022 wurde die Zertifizierung nach FSC und Naturland e.V. für den Forstbetrieb beschlossen und die Verwaltung beauftragt mit Naturland e.V. die entsprechende Vereinbarung für eine Naturland-Zertifizierung mit gleichzeitiger Aufnahme in die FSC-Gruppe der Naturland-Waldbetriebe abzuschließen.
Der Leiter des Forstamtes kritisierte schon damals, dass Naturland e.V. keine fremdländischen Baumarten zulässt. Diese Kritik hat das Forstamt in der Sitzung des Forstausschusses am 05.04.2024 erneut bekräftigt und begründet: Maßgeblicher Kritikpunkt ist das Verbot der Anpflanzung nicht standortheimischer Baumarten
(II.1. der Naturland Richtlinien ökologische Waldnutzung), wohingegen FSC eine Anreicherung des Waldes mit bis zu 20 % nicht standortheimischer Baumarten toleriert.
Forstbetriebe sollten die Möglichkeit haben standortangepasste Baumarten in ihren Wäldern beizumischen und zu etablieren. Ziel sollte es sein einen stabilen, resilienten und gemischten Wald für kommende Generationen zu etablieren. Hierbei können und müssen bewährte Gastbaumarten einen wertvollen Beitrag leisten.
Eine im Jahr 2022 diskutierte angestrebte Änderung des Naturland-Standards in diesem Punkt ist bisher nicht eingetreten und scheint seitens Naturland nach derzeitigem Kenntnisstand nicht durchgesetzt zu werden. Vor dem Umstand, dass FSC den Forstbetrieben hinsichtlich Baumartenwahl dringend notwendige Handlungsspielräume offenlässt, empfiehlt das Forstamt also der FSC-Gruppenzertifizierung des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz beizutreten.
Die Fraktion der FDP will die Kritik des Forstamtes durch ein Beispiel verdeutlichen: Die Edel- oder Esskastanie gilt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen als sehr klimaresistenter Zukunftsbaum, ist sowohl ökonomisch als auch ökologisch wertvoll. Viele Forstbetriebe machen mit dieser Baumart als Beimischung im Wald seit Jahren sehr gute Erfahrungen. Jedoch gehört diese Baumart nach Naturland-Kriterien nicht zu den einheimischen Hölzern, denn sie wurde vor ca. 2000 Jahren von den Römern nach dem heutigen Rheinland-Pfalz gebracht. Sie gilt als sogenannter Archäophyt als nicht indigen. Auch andere fremdländische Baumarten zeigen in der forstlichen Praxis viel Potential den Wald in Rheinland-Pfalz vor dem Hintergrund des Klimawandels zukunftsfähig zu machen (z. B. Douglasie, Roteiche, Libanonzeder und viele andere).
Um dem Forstbetrieb in Koblenz weiterhin die Flexibilität zu geben auch nicht heimische Baumarten als Beimischung im Stadtwald anzupflanzen fordert die FDP-Fraktion die Aufhebung des Beschlusses im Forstausschuss vom 02.11.2022.